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Aktuelles | De Gennaro, Enrico | 05.05.2022
Internationale Mithras-Ausstellung mit Güglinger Leihgaben: Station in Belgien ging zu Ende, Toulouse folgt im Mai
Das Musée Royal de Mariemont.
Am Ostersonntag ging im Musée Royal de Mariemont im belgischen Morlanwelz die Ausstellung „Le Mystère Mithra. Plongée au cœur d’un culte romain“ zu Ende, die dort seit dem 20. November 2021 gezeigt wurde.
Die Ausstellung tourt über zwei Jahre nacheinander durch drei Länder und setzt sich aus Objekten zusammen, die aus mehr als 15 europäischen Ländern stammen.
Atmosphärische Installation eines Mithräums mit stimmungsvollen Lichteffekten.
Die durchgängig mehrsprachige Ausstellung war mit etlichen Inszenierungen und einer Vielzahl an medialen Elementen konzipiert – bis hin zum trendigen Instagram-Wettbewerb.
Insgesamt gelang den Ausstellungsmachern dabei durchweg eine moderne und zugleich eindrückliche Darstellung des Themas:
Entlang eines Zeitstrahls wurde man im Heute abgeholt und ging dann geschichtlich in die Tiefe. Insbesondere auch das junge Publikum wurde dadurch empfangen mit Ausschnitten aus Film und Kino – etwa aus der HBO-Serie „Raised by Wolves“ (2020), dem Film „The Eagle“ (2011) – oder natürlich verschiedenen Bezügen in die aktuelle Fantasy- und Comic-Literatur hinein.
Der Pfad führte weiter über das Ausstrahlen in Kunst und Literatur des 20. Jahrhunderts, darunter „The Picasso-Mithra“ (1992) von Ernest Pignon-Ernest, „Sacrifices“ (1936) von Georges Bataille und André Masson sowie „Les Bestiaires“ (1926) von Henry de Montherlant.
Künstlerische Inszenierung eines Mithräums als spiegelkabinettartiges Zerrbild.
Gleich zwei Mithräen waren in der Ausstellung nachgebildet: Eines als archäologische Rekonstruktion, das die geheimnisvolle Raumwirkung eines solchen Heiligtums nachstellte, das andere als eine künstlerische Inszenierung, die den Betrachter auf effektvolle Weise selbst mit involvierte. Ein pfiffig gemachter Animationsfilm schilderte darüber hinaus die Stationen aus dem Leben und Wirken von Mithras.
Eiserne Strahlenkrone von Güglingen, Mithräum II.
Insbesondere die Leihgaben aus Güglingen waren perfekt in Szene gesetzt: Im beengten Römermuseum sind sie üblicherweise dicht gedrängt in wenigen Sammelvitrinen beieinander zu sehen – im Königlichen Museum erhielten fast alle Stücke großzügige Einzelvitrinen, die die hohe Wertigkeit der Objekte unterstrichen und sie dadurch in ihrer Einzigartigkeit und Besonderheit auch entsprechend betonten und zur Geltung brachten.
So war etwa die vollkommen einmalige Strahlenkrone völlig für sich alleine gestellt zu sehen, ebenso jedes einzelne Öllämpchen aus den Opferdepots, das Trinkservice oder etwa das detaillierte Modell von Mithräum II.
Öllämpchen aus den Opferdepots von Güglingen, Mithräum II.
Das Modell von Mithräum II aus dem Besitz der Stadt Güglingen.
Lediglich eines der beiden Güglinger Kultschwerter musste sich eine Vitrine mit einem anderen einzigartigen Fund aus Baden-Württemberg teilen – es war gemeinsam mit dem Theaterschwert aus dem Mithräum von Riegel am Kaiserstuhl ausgestellt.
Zwei Kultschwerter aus Mithräen: Güglingen, Mithräum II (unten) und Riegel am Kaiserstuhl (oben).
Als nächstes geht die Ausstellung ins südfranzösische Toulouse: Dort wird sie vom 13. Mai bis 30. Oktober im archäologischen Museum der Stadt, dem Musée Saint-Raymond zu sehen sein.
Es zeichnet sich ab, dass hier im Gegensatz zur Ausstellungsstation in Belgien zusätzlich noch etliche Exponate aus dem Pariser Louvre mit ausgestellt sein werden. Auch auf diese Version der Ausstellung darf man somit gespannt sein, denn ohnehin hat man selten die Möglichkeit, so viele Highlights aus den unterschiedlichen Ländern in einer einzigen Schau konzentriert zu sehen.