Aktuelles (Archiv)
Aktuelles | De Gennaro, Enrico | 22.09.2015
Stadtrundgang „Wege zwischen Leben und Tod: Auf den Spuren von Folter, Strafe und Hinrichtung“ am Samstag, 26.9.2015
Auf den Tag genau 395 Jahre nach Johannes Kepler's erstem Güglingen-Besuch
"Unsere Wegenetze - Routen des Lebens" lautet das diesjährige Motto der Veranstaltungsreihe "KulturRegion Heilbronner Land". Doch was für die einen die Routen des Lebens waren, waren für andere wiederum das genaue Gegenteil. Heute bewegen wir uns tagtäglich unwissend an jenen Stellen vorbei, die für das Leben jener Menschen prägend waren.
Der bereits im Rahmen der "Hexen, Tod & Teufel"-Ausstellung mehrfach mit großem Erfolg durchgeführte Stadtrundgang "Wege zwischen Leben und Tod: Auf den Spuren von Folter, Strafe und Hinrichtung" wird aus diesem Anlass nochmals wiederholt. Der Termin der Veranstaltung mit Museumsleiter Enrico De Gennaro ist auf den Tag genau 395 Jahre nachdem Johannes Kepler erstmals nach Güglingen kam, um seine als Hexe angeklagte Mutter im Kerker des Amtsstädtchens zu besuchen.
Güglingen besaß als württembergische Oberamtsstadt einst die Gewalt über Leben und Tod. Verschiedenste Vergehen wurden hier gesühnt – bis hin zur Todesstrafe. Die Örtlichkeiten, die dabei eine Rolle spielten, sind im heutigen Stadtkern vielfach nicht mehr auf Anhieb erkennbar. Doch wie durch ein unsichtbares Netz sind all jene Stationen miteinander verbunden, die in der Lebensrealität der Angeklagten von Bedeutung waren.
Ein bedeutender Kepler-Erinnerungsort in Güglingen: Das Haus Marktstraße 30 (ganz links im Bild) war einst Teil des Heilbronner Stadttors und Frauengefängnis. Während der 14 Monate ihrer Haft war Katharina Kepler zunächst im Keller des Torgebäudes untergebracht und wurde dort von ihrem berühmten, aus Linz angereisten Sohn am 26.9.1620 besucht. Johannes Kepler bewirkte daraufhin, dass sie zumindest in ein beheizbares Stübchen verlegt wurde, das sich über der Tordurchfahrt befand (der nördliche Teil des Stadttores fiel allerdings der Straßenverbreiterung im 19. Jahrhundert zum Opfer).
Zu den bekanntesten Justizfällen in Güglingen und gleichzeitig in ganz Südwestdeutschland zählt zweifelsohne der Hexenprozess gegen Katharina Kepler, die Mutter des großen Astronomen. Auf den Tag genau diesen Samstag vor 395 Jahren kam Johannes Kepler erstmals nach Güglingen, um sie im Kerker zu besuchen. 14 Monate lang war die prominente Gefangene hier inhaftiert, bis sie als Mittsiebzigerin schließlich frei kam.
Dieser Stadtrundgang gibt nicht nur Einblicke in die frühneuzeitliche Justiz, sondern spürt auch jenen Stationen in der alten Amtsstadt nach, wo die eines Verbrechens Angeklagten eingekerkert waren, gefoltert wurden und ihre Strafen erhielten. Nachgezeichnet wird schließlich auch der letzte Weg der zum Tode Verurteilten – die kleine nächtliche Wanderung endet dort, wo sie zuletzt ihr Leben aushauchten: Auf der Güglinger Richtstatt, hoch über dem Tal der Zaber...
Buchen im Odenwald: Ein dreischläfriger Galgen ist hier noch erhalten – auch der Güglinger Gerichtsbarkeit diente eine solche Richtstätte zur Vollstreckung der Todesstrafe.
Termin: Samstag, 26.9.2015, 19:00 Uhr
Dauer: ca. 2 Stunden
Kosten: 7,- € p.P. (Museums-Pass-Inhaber: gratis)