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Aktuelles | De Gennaro, Enrico | 02.04.2013
Botschafter aus der Bronzezeit: Ein über 3300 Jahre alter Armreif
Einen ganz besonderen Schatz längst vergangener Zeiten barg der Boden zwischen Eibensbach und Güglingen: Der stolze Finder und Güglinger Mitbürger Helmut Conz legte vor kurzem der Stadtverwaltung einen archäologischen Fund vor, den er vor rund 20 Jahren bei der Bearbeitung seines Weinbergs getätigt hatte.
Der außergewöhnliche Bronzefund in Foto und Zeichnung.
Der wissenschaftlichen Dokumentation, Einordnung und Bestimmung des Bronzefundes widmete sich daraufhin Museumsleiter Enrico De Gennaro. Besonders auffällig war die außerordentlich gute und vollständige Erhaltung des Armreifs, der als massiver Bronzeguss ein stattliches Gewicht von 146 Gramm aufwies. Aufgrund der zahlreichen formalen Kriterien ist ihm die Bestimmung des Stückes zweifelsfrei gelungen, denn insbesondere die Bronzeobjekte gehören seit jeher mit zu den am besten erforschten und datierbaren Fundgattungen der Vorgeschichte.
Der Archäologe klassifizierte das vorliegende Stück als "stark gerippten, massiv gegossenen Bronzearmreif mit Stollenenden und D-förmigem Querschnitt vom Typ "Pfullingen", Form C". Es datiert in die sogenannte Spätbronzezeit, Stufe Bz D1 - in absoluten Zahlen handelt es sich dabei um den Zeitraum von ca. 1365-1295 v. Chr.. Somit gehört es in den Übergang zwischen der Bronzezeit, die ihren Namen von dem vorherrschenden Hauptwerkstoff hat, und der sogenannten Urnenfelderkultur, die nach ihrer charakteristischen Bestattungssitte (Urnenbestattungen in Flachgräberfeldern) benannt ist.
Wie sich herausstellte, handelt es sich bei dem Güglinger Armreif um den bislang nördlichsten Fund seiner Art im heutigen Baden-Württemberg - das nächstsüdlicher gefundene Stück stammt aus Stetten auf den Fildern, Leinfelden-Echterdingen. Die Verbreitung dieses Armreiftyps liegt am Oberen Neckar, in der nördlichen Schweiz und dem südbayerischen Riegsee-Gebiet.
Der verzierte Armreif gehörte einst zu einer Frauentracht und war sicherlich einmal paarig vorhanden. Möglicherweise war er Teil der Beigaben einer entsprechenden Bestattung aus einem von hier bislang noch nicht bekannten Gräberfeld.
Begeistert von der Bedeutung des wertvollen Fundes (v.r.n.l.): Bürgermeister Klaus Dieterich, Finder Helmut Conz, Museumsleiter Enrico De Gennaro und Zabergäuvereinsvorsitzender Ulrich Peter.
Anlässlich einer Bekanntgabe der Bestimmungsergebnisse im Römermuseum verkündete Helmut Conz, dass es ihm ein großes Anliegen sei, den beeindruckenden Bronzefund fortan dauerhaft für die Nachwelt bewahrt zu wissen und übereignete ihn zu diesem Zweck der Stadt Güglingen. Bürgermeister Klaus Dieterich dankte dem Finder vielmals für seine geschichtsbewusste, selbstlose und beispielgebende Initiative.