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Aktuelles | De Gennaro, Enrico | 15.04.2021
Stuttgarter Schau über Waldenser mit aus Güglingen inspirierten Elementen
Die Waldenser verbindet man im Zabergäu gemeinhin mit Nordhausen. Da in diesem Jahr der 300ste Todestag ihres Gründers Henri Arnaud begangen wird, widmet jüngst das Bibelmuseum "Bibliorama" Stuttgart der europäischen Glaubensbewegung der Waldenser eine Sonderausstellung. Ihr Titel: "Licht leuchtet – die Waldenser in Europa und Württemberg". Sie ist nach derzeitiger Planung noch bis zum 24. Oktober zu sehen. Das von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg getragene Bibelmuseum befindet sich im Herzen Stuttgarts nahe des Hospitalhofs.
Vor mehr als 800 Jahren gegründet, zeichnet die Waldenser, die aufgrund ihrer Bibelauslegung als vorreformatorische Protestanten gelten, eine hohe Widerstandskraft und Beständigkeit aus. Die Schau zeigt die historischen und biblischen Wurzeln der seit Ende des 17. Jahrhunderts in Württemberg ansässigen Waldenserbewegung auf und beleuchtet die theologischen, agrarischen und politischen Leistungen bis in die Gegenwart.
Kaum bekannt, nahmen sie in unserem Raum beispielsweise auch eine führende Rolle bei der Verbreitung der Kartoffel als Nahrungsmittel ein.
Inspiriert durch die zurückliegende Sonderausstellung "Göttliche Pflanzen" des Römermuseums und die damit verbundenen Erfahrungen, informierten sich die Macher der Stuttgarter Ausstellung bei Museumsleiter Enrico De Gennaro und waren ebenfalls dazu ermutigt, lebendige Pflanzen in ihrer Ausstellung zu zeigen: Dabei handelt es sich um einen Weißen Maulbeerbaum (Morus alba). Die Pflanze besaß in der Waldenserbewegung insofern eine hohe Bedeutung, als dass das Spinnen und die Textilverarbeitung bei ihr generell einen großen Stellenwert einnahmen. Insbesondere konzentrierte man sich dabei auf die Verarbeitung von Seide, zu deren Gewinnung man Weiße Maulbeerbäume pflanzte, auf denen Seidenraupen gezüchtet wurden.
Schon gewusst?
Auch in Güglingen gab es einst zahlreiche Maulbeerbäume: Im Mai 1757 ließ der damals rührige Gemeinderat 100 Stück davon entlang der Stadtmauer um das Städtchen herum anpflanzen. Wie Stadtpfarrer Klunzinger darüber berichtet, seien in den 1790er Jahren noch einige von ihnen vorhanden gewesen. Ob man sie allerdings tatsächlich zur Seidenraupenzucht und Seidengewinnung nutzte, ist nicht überliefert.