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Aktuelles | De Gennaro, Enrico | 10.07.2018
"Hexen und Hinrichtungen" bei der "KulTour am Donnerstag" mit dem Güglinger Bürgerbus
Zur weiteren Belebung des Güglinger Bürgerbus wurde dieses Jahr die Veranstaltungsreihe "KulTour am Donnerstag" begonnen, die sich großer Beliebtheit erfreut und innerhalb kürzester Zeit restlos ausgebucht war.
Unter der Begleitung von Museumsleiter Enrico De Gennaro werden im Rahmen dieser Reihe verschiedene geführte Ausfahrten unternommen, die neben Besichtigungen unter historisch relevanten Themen auch einen geselligen Teil beinhalten.
Nachdem bei den vergangenen Fahrten der Michaelsberg sowie das Dorf Niederramsbach mit seiner Kirche St. Dionysius das Thema bildeten, stand vergangene Woche mit "Hexen und Hinrichtungen" ein Thema auf dem Programm, das im wahrsten Sinne des Wortes "unter die Haut" ging.
Den ersten Besichtigungspunkt bildete ein Halt auf der Nachbargemarkung: Die Brackenheimer Richtstätte. Hier, in exponierter Lage auf einem Geländekamm gegen Frauenzimmern, fand im Jahr 1497 die allererste Hexenverbrennung in ganz Südwestdeutschland und wahrscheinlich sogar in ganz Deutschland statt. Weiter ging es dann zum Güglinger Balzhof, der traditionell und in weitem Umkreis das Holz für die Hexenverbrennungen zu höchstem Preis lieferte.
In der Güglinger Stadtmitte wurden daraufhin die Schand- und Ehrenstrafen geschildert, die man auf dem Marktplatz vollzog und für deren Vollstreckung hier entsprechende dauerhafte Vorrichtungen existierten. Ein großes Thema wurde im Anschluss mit dem berühmten Hexenprozess gegen Katharina Kepler aufgegriffen, die in Güglingen unfreiwillig 14 Monate lang "zu Gast" war und hier vor ihrer Freilassung die Folter 1. Grades erdulden musste. Ort jenes Geschehens war der Torturm am Pfaffenhofener Tor, wo sich nicht nur das Männergefängnis, sondern auch die Wohnung des Stadtknechts und die städtische Folterkammer befanden. Oben auf dem Turm hing die Malefizglocke, die von der Urteilsverkündung auf dem Marktplatz bis zum Eintritt der Vollstreckung geläutet wurde. 1836 verkaufte Güglingen diese Glocke aus Geldknappheit an das neu erbaute Rat- und Schulhaus in Neipperg.
Die Teilnehmer an jener prominenten Stelle, wo sich über der Pfaffenhofener Ortsmitte die Güglinger Richtstätte erhob.
Hinaus ging es dann entlang des Weges, den die Hinzurichtenden aus eigener Kraft zurückzulegen hatten, zunächst zum Friedhof und Schlusspunkt der geführten Tour war der Güglinger Galgen: Am Heuchelbergrand hoch über Pfaffenhofen befand sich die Hinrichtungsstätte, in der viele schuldig Gesprochene auf unterschiedlichste Weise aus dem Leben schieden – unter stets großer Anteilnahme der Bevölkerung aus Nah und Fern und mit regelrechtem Volksfestcharakter. Deren sterbliche Reste liegen dort bis auf den heutigen Tag verscharrt, denn in geweihter Erde durften sie keinesfalls bestattet werden.
Den Abschluss der Tour bildete dann ein gemütlicher Teil mit Kaffee und Kuchen in der Caféteria des Römermuseums, bei dem die gewonnenen Eindrücke verarbeitet wurden.