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Aktuelles (Archiv)

Aktuelles | De Gennaro, Enrico | 10.07.2018

"Pontifex Maximus - Wurzel des Papsttums" am vergangenen Sonntag, 8.7.2018

Pontifex Maximus Papsttum Themenführung

 

Am Sonntag stand eine Themenführung auf dem Programm, bei der Frank Merkle die Wurzeln des Papsttums und die Entwicklung des Christentums auf eindrucksvolle Weise beleuchtete:

Ohne seine Wurzeln im Römischen Weltreich wäre das Christentum in seiner späteren Form niemals denkbar gewesen, denn seine Ausbreitung basierte im Wesentlichen auf dessen Verwaltungsstrukturen, an deren Stelle die Bischöfe traten. Nach dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches war der Papst der einzige, der das entstandene Machtvakuum zu füllen vermochte.

 

Für die frühen Vordenker der Kirche stellte sich nach der Christianisierung die essentielle Frage, wie die alten Götter einzuordnen seien und wie sich Gott gegenüber den Nichtjuden in der Zeit vor Christus offenbarte.

So äußerte etwa der Kirchenlehrer Augustinus im 4. Jh., dass die wahre Religion bereits vor Christus bestanden habe und nur neu oder richtig gedeutet werden müsse – er gelangte zur Ansicht, dass es die Funktion der alten Götter und Mythen war, die Heiden auf Christus vorzubereiten.

 

Der Kirchenschriftsteller Clemens von Alexandria (2./3. Jh.) sah eine grundsätzliche Vereinbarkeit des christlichen Glaubens mit der griechischen Philosophie, die er als Vorstufe der wahren Erkenntnis betrachtete.

Spannend ist Clemens‘ Vergleich mit dem Sirenenabenteuer des Odysseus: Hier steht bei ihm der Sirenengesang für die weltliche Verlockung, das Wachs in den Ohren für das Wort Gottes und den Schiffsmast setzte er mit dem Kreuz Christi gleich:

 

Pontifex Maximus Papsttum Themenführung

 

"Ein Wind vom Himmel kommt dir zu Hilfe, fahre an der Lust vorüber, sie ist eine gefährliche Betrügerin. Fahre an dem Gesang vorbei, er bewirkt den Tod! Wenn du nur willst, so bist du Sieger über die Macht der Zerstörung, und angebunden an das Holz wirst du von allem Verderben frei sein.

Seitdem der Herr Christus sich an das Kreuzesholz hat anfesseln lassen, können auch wir die lockenden Gefahren der Welt mit verklebten Ohren durchsegeln."

 

Anhand der Konzilsgeschichte wurde nachvollziehbar gemacht, wie sich die Kanonisierung und Entwicklung der christlichen Glaubenslehre etappenweise vollzog, etwa, wie im Konzil von Ephesos (431) erst auf das Betreiben des Kirchenvolks mit der Marienverehrung eine weibliche Komponente im Christentum verankert wurde.

 

Zahlreiche Elemente lassen sich auf antike Vorstellungen und Gebräuche zurückführen: So etwa, wie sich der Krummstab der Bischöfe aus dem römischen Augurenstab entwickelte oder der „Pontifex Maximus“ Herr über den Kalender war, was insbesondere für die Berechnung des Oster- und Pfingstfestes große Wichtigkeit besaß. Auch der Gebrauch von Weihwedel und Weihwasser hat seine Wurzeln in der Antike, wo im Apollokult die rituelle Reinigung mit Wasser und Lorbeerzweigen eine bedeutende Rolle spielte.

Mit den orientalischen Mysterienkulten bestand eine weitere Gemeinsamkeit: Die Gemeinde versammelte sich hier, entgegen der antiken Gepflogenheit, zum Gottesdienst im Tempelinneren selbst und an die Stelle des Opfers als Hauptteil rückte in der Liturgie mehr und mehr die Predigt.

 

Eine Wiederholung der Themenführung findet am Sonntag, 11. November 2018 statt.