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Aktuelles | De Gennaro, Enrico | 16.07.2020
Römermuseum bekam ein Sistrum geschenkt
Im 12. Juli 2020 war die Freude groß, als sich Frau Dr. Anneliese Naumann-Humbeck aus Beilstein anlässlich der Themenführungen im Museum einfand: Sie besorgte einst im Jahr 2009 auf ganz versierte Weise die Übersetzung jener Texte für Klanginstallationen ins Lateinische, die im Rahmen eines Projektseminars im Wintersemester 2006/07 von Museumsleiter Enrico De Gennaro mit Studierenden der Universität Stuttgart erarbeitet und entwickelt wurden, um Leben und Alltag im Güglinger Vicus lebendig zu machen.
Langwierige Krankheit machte es Frau Dr. Naumann-Humbeck über viele Jahre hinweg unmöglich, ihr geliebtes Römermuseum in Güglingen wieder aufzusuchen. Zur großen Überraschung kam sie darüber hinaus nicht mit leeren Händen, sondern brachte noch etwas ganz Besonderes mit, das sie dem Museum als Schenkung überließ: Ein Sistrum aus dem 19. Jahrhundert, das Bestandteil der äußerst respektablen Musikinstrumentensammlung ihres ersten Mannes war, des renommierten Musikwissenschaftlers Dr. Peter Naumann.
„Das Instrument wird künftig in unserer Vermittlungsarbeit zu Demonstrationszwecken wertvolle Verwendung finden“, freute sich Museumsleiter Enrico De Gennaro und bedankte sich vielmals bei Frau Dr. Naumann-Humbeck.
Das als Schenkung dem Römermuseum überlassene Sistrum: Noch heute finden diese Musikinstrumente in der Liturgie der äthiopisch-orthodoxen Kirche Verwendung.
Ursprünglich ist das Sistrum ein altägyptisches Musikinstrument, das bevorzugt als Kultrassel diente. Der Handgriff ist an einem metallenen Rahmen angebracht; in diesem Rahmen locker befestigt befindet sich eine Anzahl quer verlaufender, dünner Metallstäbe. Bei manchen Sistren sind zudem noch dünne runde Metallplättchen beweglich an diesen Stäben aufgereiht.
Durch das gefühlvolle Schütteln des Instrumentes entfaltet sich ein hellklingendes Klirren bzw. Rasseln.
In Ostia, der antiken Hafenstadt von Rom, ist die größte bekannte Anzahl von Mithräen nachgewiesen. Im Privatmithräum des Felicissimus existiert ein Fußbodenmosaik, das die Attribute der sieben unterschiedlichen Weihegrade zeigt: Bei den Löwen sind es Feuerschaufel (links), Donnerkeil (rechts) und das Sistrum (unten).
Der rituelle Gebrauch des Sistrums kam in römischer Zeit insbesondere mit dem Aufstreben der orientalischen Mysterienkulte in Mode, wie etwa dem Isis- und Osiris-Kult. Auch im Mithras-Kult, dessen Beliebtheit in Güglingen anhand zweier Heiligtümer nachgewiesen ist, spielten Sistren wohl eine ganz besondere Rolle, indem sie der musikalischen Untermalung der Kulthandlungen dienten: Den sieben Weihegraden, die es in dieser Religion gab, sind verschiedene symbolhafte Kultgegenstände zugeordnet und es ist naheliegend, dass diese Attribute auch während der Kulthandlungen von den jeweiligen Angehörigen eingesetzt wurden. Das Sistrum ist dabei dem 4. Weihegrad, den Löwen, beigesellt. Die Aufgabe der Löwen war es somit nicht nur, das Kultfeuer zu entfachen (wie schriftliche Quellen belegen), sondern auch mit den Sistren zu spielen.