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Aktuelles | De Gennaro, Enrico | 14.05.2019
Vortrag über die Göttliche Ordnung und Leonardo da Vinci erwies sich als Publikumsmagnet
Ein Begleitvortrag zur Sonderausstellung „Göttliche Pflanzen“ beleuchtete im Mai den „Geheimcode der Göttlichen Ordnung“ und ungemein groß war das Publikumsinteresse:
Am 2. Mai vor 500 Jahren verstarb mit Leonardo da Vinci das wohl bekannteste Universalgenie schlechthin. Wie bei kaum einem anderen, so führte Museumsleiter Enrico De Gennaro in seiner Begrüßung aus, denke man bei ihm unweigerlich an jenen großen Geist, dessen Begabungen und Visionen den technischen Möglichkeiten seiner Zeit um Jahrhunderte voraus waren.
Als Referent des Abends konnte Markus Ege gewonnen werden: Der Künstler und Musiker aus Stuttgart ist in Güglingen kein Unbekannter und sein Schaffen in verschiedenen Bereichen des Römermuseums und der Panoramawand präsent. Seine Ausführungen brachten den Zuhörern näher, wie stark man bereits in der Antike alles miteinander durch eine höhere Gesetzmäßigkeit verbunden sah. Ausgehend von der Naturbeobachtung, wie beispielsweise in der Pflanzenwelt oder bei Mineralien, entstanden in der Antike die vier ersten Wissenschaften – Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. In der Renaissance versuchte man diesem höheren Prinzip und seiner geheimen Formel im Streben nach vollkommener Harmonie zu folgen.
Foto: Leonore Welzin
Beginnend mit dem Persephone-Mythos, dem darin erscheinenden Kern des Granatapfels und seiner idealen Form, der des Dodekaeders, ließ der Referent zunächst die Platonischen Körper Revue passieren, welche Leonardo für Luca Pacioli’s Traktat „De divina proportione“ illustriert hat. Einen breiten Raum widmete Ege der Konstruktion von Fünfecken, deren Formel man stets streng geheim hielt, sowie der Ableitung des Goldenen Schnitts daraus. Den Goldenen Schnitt verdeutlichte er in seiner Wiederkehr in der Pflanzen- und Tierwelt und anhand von Studien Leonardos zur menschlichen Proportion, letztlich auch seine Übertragung in Kunst und Architektur, wie u.a. am Beispiel des Parthenons und von Notre Dame. Ein weiteres Themenfeld stellte die Herleitung der Fibonacci-Zahlenreihe und ihr Erscheinen in der Pflanzenwelt dar.
Foto: Leonore Welzin
Dass die Grundlagen aller Untersuchungen zur Musik auf Pythagoras zurückgehen und Musiker immer auch gleichzeitig Mathematiker waren, erfuhren die Zuhörer anhand der zuvor geschilderten Gesetzmäßigkeiten im letzten Teil, bei dem man sich der Musik widmete. So folgerte Pythagoras, dass die ganze Natur aus Harmonien besteht, die in Zahlen ausgedrückt werden können. In der Renaissance erkannte man Parallelen bis in sämtliche Bereiche des Universums hinein und von Johannes Kepler letztlich stammt die Idee eines „klingenden Weltalls“.
Von Leonardo selbst ist bekannt, dass er die „Lira da Braccio“ spielte, anhand welcher er Untersuchungen zu Klang und Klangdauer vornahm und mit ihnen den Instrumentenbau weiterentwickelte.
Den Abschluss der Ausführungen bildete der Vortrag einer Klavierübung von Johann Sebastian Bach am Flügel. Als barocken Kosmos verwirklichte Bach in ihr die ganzzahligen Verhältnisse anhand der Drei als göttlicher Zahl, die bis hin zu den Taktzahlen in jeder kleinsten Verästelung vorkommt.