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Aktuelles | De Gennaro, Enrico | 21.03.2017

Neues vom römischen Michaelsberg

Im römischen Glauben spielte das Gedenken an die Toten eine wichtige Rolle. Der Gefahr, von den Lebenden vergessen zu werden, beugten manche Römer dadurch vor, dass sie ein auffälliges Grabmal anlegen ließen.

 

Rosettenstein Michaelsberg

Fragment eines Pfeilergrabmals vom Michaelsberg mit großer Rosette in achteckigem Rahmen.

 

Als im Rahmen der Rebflurbereinigung der Michaelsberg grundlegend umgestaltet wurde, fand Kurt Sartorius im Jahr 1978 einen massiven Steinblock mit einer großen Rosette in einem achteckigen Rahmen. Die damalige Expertise des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz ergab, dass die Gestaltung dieses Bruchstückes ganz typisch für große römische Grabmonumente war: So gehörte dieser Steinblock zu einem Pfeilergrabmal, dessen Vergleiche in den Raum Trier bzw. zu den Grabmälern von Neumagen an der Mosel wiesen, wie beispielsweise dem sogenannten „Tuchhandelspfeiler“. Diese Pfeilergrabmäler, die Höhen von über 20 Metern erreichen konnten, sind in den nördlichen Provinzen des römischen Reiches und insbesondere rechts des Rheins außerordentlich selten.

Der Fund vom Michaelsberg legt nahe, dass auf dem Berg ein monumentales und weithin sichtbares Pfeilergrabmal stand, das zu einem Bestattungsplatz gehörte. Dieser ließe sich dem herausragend ausgestatteten Wohngebäude im Bereich der heutigen Kirche zuordnen.

 

Der Stein vom Michaelsberg geriet zunächst verschollen, die jahrelange Suche nach dem Stück blieb erfolglos. Erst im vergangenen Jahr tauchte es schließlich wieder auf und ist nun gemeinsam mit den anderen römischen Funden vom Berg als Dauerleihgabe der Historischen Gesellschaft Bönnigheim im Güglinger Römermuseum zu sehen.

 

Rosettenstein Michaelsberg

Vergleichbare Fragmente des „Tuchhandelspfeilers“ aus Neumagen, Landkreis Bernkastel-Wittlich, in einer Teilrekonstruktion.